Escape-Room selbstgemacht

Mein Ex-Mann hatte Geburtstag – und keine Wünsche. Normalerweise fällt mir immer ein Geschenk ein. Dieses Mal aber nicht und das kratzte an meinem Ego. Last Minute, einen Tag vorher, hatte ich dann die Idee: Er bekommt ganz langweilig einen Gutschein. Den muss er vorher jedoch aus einer mit Zahlenschloß pseudo-gesicherten Schatzkiste befreien. In Anbetracht der Kürze der Zeit improvisierte ich gewaltig, innerhalb von ca. einer Stunde waren die Rätsel-Ideen gesammelt. Am Nachmittag arbeitete ich das Ganze mit meiner Tochter zusammen aus. Mein Arbeitszimmer wurde kurzerhand zweckentfremdet und in eine Art Escape-Room umgewandelt. Wobei Geburtstagskind Olaf nicht aus dem Raum entkommen, sondern eben die Zahlenkombination für die Schatztruhe finden musste. 

verschlossene Schatzkiste

Als Thema nahmen wir einfach Olaf selbst, alle Rätsel hatten einen Bezug zu ihm. Ich verschachtelte Hinweise, am Ende kamen insgesamt vier Schlösser zum Einsatz. Das Gemeine war zunächst, dass ein echter Escape Room immer nur für diesen Zweck eingerichtet wird, unsere Geburtstagsüberraschung aber im normalen Arbeitszimmer eingebaut wurde, in dem ohnehin einiges kreuz und quer rumliegt. Erhöhter Schwierigkeitsgrad also für jemanden, der so gut wie nie in dem Raum ist. Woher soll er direkt unterscheiden, was da sowieso rumliegt und was zu seinem Rätsel gehört? Dass wir Hilfestellung würden leisten müssen, war klar.

Das Anfangsrätsel lag allerdings sehr offensichtlich auf dem Schreibtisch und war von Töchterchen erdacht. Das Oldenburger-(Fast-)Küstenkind musste Muschelreihen fortsetzen. Die Muscheln, die als nächste an der Reihe wären, musste er allerdings im Raum suchen. Das sorgte für einige Heiterkeit, weil er manchmal direkt davor stand, ohne die Muscheln, den Seestern, den Seehund wahrzunehmen. Falsche Muscheln hatten wir auch im Raum platziert. Welche Muschel als nächstes kommen würde, hatte er aber ziemlich zügig erkannt.

Muschel-Reihen-Rätsel

In den gefunden Muscheln fanden sich Zahlen für die Zahlenkombination des ersten Schlosses. Dann wurde es schwieriger, die Hinweise waren ineinander verschachtelt und manches, was offen im Raum rumlag, war nur eine falsche Spur. Die Code-Scheibe von Töchterchens Sherlock-Geburtstag zum Beispiel. Den Koffer, in dem damals der Schatz verschlossen war, den sollte er allerdings öffnen, obwohl er unauffällig im Regal stand. Einziger Hinweis darauf war ein auf einer Pflanze klebendes Bild von Sherlock mit Koffer. Nachdem Olaf das Bild gefunden hatte, war ihm der Hinweis sofort klar. Im Koffer fand sich dann ein weiterer Teil, bzw. Hinweis für das nächste Rätsel. 

Folgende Aufgaben musste Olaf außerdem noch bewältigen, um an sein Geburtstagsgeschenk zu kommen:

In einem Glas lagen Gummibärchen in vier verschiedenen Farben. Im „Sherlock-Koffer“ lag neben den alten unwichtigen Utensilien von Töchterchens Schatzsuche auch ein Zettel mit vier Kreisen drauf. Weiß, grün, gelb und rot. Olaf mußte die Gummibärchen zählen und in der Reihenfolge sortieren und konnte damit ein vierstelliges Zahlenschloß knacken. 

An verschiedenen Stellen im Raum hatten wir kleine Münzhaufen verteilt. Darunter waren auch gute, alte Pfennige gemischt. Ein Rätselzettel sagte: „Einst brachte es Glück. Heute jedoch ist es wertlos. Die letzten aber sind für Dich wichtig.“ Mit „die letzten“ meinten wir jedoch nicht nur die letzten Glückspfennige, sondern auch die letzten Ziffern der Jahreszahlen, mit deren Hilfe sich ein weiteres Schloß öffnen ließ. Für die Reihenfolge hatten wir zuvor ein Bild von Miss Moneypenny versteckt. Nachdem wir Olaf noch ein Bild von JamesBond zeigten, erkannte er sie, kombinierte sofort den Namen als Hinweis zum Geld. Schließlich kam er auch auf die Jahreszahlen und die Reihenfolge: 007. 

kleiner Haufen aus Cent- und Pfennig-Muenzen.

In einem lose im Papierkorb liegenden Filmposter hatte ich in die Buchstaben des Titels kleine Zahlen geschrieben. Diese Zahlen fanden sich auf den Buchstaben wieder, die wir in einem verschlossenen Rucksack versteckt hatten. Die Buchstaben mussten also anhand der Zahlen in den Poster-Buchstaben sortiert werden. Natürlich stand weder auf dem Poster noch auf den Buchstaben ein Hinweis darauf, dass diese Teile zusammengehören. Zusammengesetzt ergaben sie den Hinweis: „Unter der Tastatur“. Dort fand sich ein 

Rätsel: „Wir sind 3. Doch das heutige ist nicht wichtig. Was zählt, ist die Differenz derer am Rande.“ Es ging um unser Alter. Olaf liegt in der Mitte zwischen Töchterchen und mir. Die Lösung war der Altersunterschied zwischen ihr und mir. Der widerum ein Teil der Zahlenkombination des Schlosses der Schatzkiste war. 

Noch ein Filmbild hing im Raum, das allerdings sehr auffällig. Harry Potter, alle Hauptfiguren. Ginny wurde von Töchterchen mit Zaubertinte markiert, die man nur sehen konnte, wenn man das Papier gegen das Licht hielt. Aber was sagte das? Er mußte weiter suchen. Töchterchen hat zwei Zauberstäbe, unter anderem den von Ginny. Wir versteckten beide und klebten Zahlen dran. Die an Ginnys Zauberstab war eine weitere Ziffer für das letzte Schloß. Auch hier: Olaf mußte darauf kommen, das Bild gegen das Licht zu halten und dann noch etwas mit dem Hinweis anfangen können. Woher sollte er wissen, dass er Zauberstäbe suchen muss?

Die Schatzkiste war jedoch mit einem vierstelligen Schloß verschlossen. Als letzter Hinweis hing ein großer Zettel an einem Regal, auf dem ich fix ein Buch symbolisiert hatte:

Skizze mit Hinweis auf ein zu suchendes Buch.
In den Bücherregalen hatte ich ein Buch von Wolfgang Hohlbein versteckt, welches ich am Tag zuvor zufällig aus einem öffentlichen Bücherregal gezogen hatte. Olaf mußte es finden und beim Durchblättern die auffällig eingekreiste Kapitelziffer finden, die die letzte noch fehlende Zahl war. 

Die Reihenfolge für das finale Schloß ergab sich dann sehr simpel, wenn er die einzelnen Rätsel bzw. Hinweise umdrehte. Hinten stand die Position drauf. 

Muschel-Reihen-Rätsel und Gummibärchen-Rätsel auf dem Schreibtisch durcheinander.

Töchterchen und ich hatten sehr viel Spaß dabei. Sowohl beim Ausdenken, als auch dabei, Olaf zu beobachten. Er sagt, ihm hat es auch Spaß gemacht, auch wenn er das eine oder andere Mal kurz vorm Verzweifeln war. Er sagte – und dem kann ich nur zustimmen: „Es gibt Gründe, warum man in einem Escape Room immer mindestens zu zweit sein soll.“

Ist man alleine, ist man auch alleine mit seinen Gedanken. Dreht sich im Kreis, bekommt keine Impulse, sieht Hinweise nicht, kommt nicht auf Kombinationen. Er brauchte oftmals unsere Hilfe und Ratschläge, weil er sich festgefressen hatte an einem falschen Denkansatz. Zwischendurch war er aber auch so verwirrt, dass er die richtige Lösung hatte und sie für falsch hielt, ohne es auszuprobieren. So verschachtelte Hinweise alleine zu lösen, ist nahezu unmöglich, insbesondere in einem Raum, in dem ohnehin jede Menge rumsteht. Bücher, Ordner, Zeichensachen, Bilder… Ist es nicht der eigene Raum, den man kennt, sieht man den Hinweis nicht unbedingt, auch, wenn er direkt vor der Nase liegt. Dennoch: Die Geburtstagsüberraschung war gelungen und am Ende gab es auch noch das richtige Geschenk in der Schatztruhe. 


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